Ratgeber| 01.10.2025

Schmieröl für die Wundbehandlung? – 25 Jahre Wundmanagement im LIMMI

Geschätzte Leserinnen und Leser, die Wundberatung im LIMMI feiert im kommenden November ihr 25-jähriges Jubiläum. Von diesen 25 Jahren bin ich seit rund 20 Jahren mit dabei. Ich bin Wundexpertin aus Leidenschaft und pflege Patientinnen und Patienten mit all ihren Wunden an sämtlichen Körperstellen.

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von Michaela Kaiser

Im Folgenden erfahren Sie, was eine erfolgreiche Wundheilung ausmacht und ich schildere einige Begebenheiten von und mit Patientinnen und Patienten, mit denen ich mich in der Vergangenheit oftmals ernsthaft, manchmal auch im Amüsanten auseinandersetzte. Ausserdem können sie nachlesen, was momentan in der Wundbehandlung der State of the Art ist.

Geschichten aus dem Spitalalltag
Eine Patientin bat mich, mit den Räucherstäbchen, die sie gerade aus ihrem Asien-Urlaub mitgebracht hatte, dreimal über ihre Wunden zu kreisen und die Wundränder damit zu berühren – das würde helfen und der Weihrauch, den sie zuhause hätte, würde den Rest machen. Unterstützende Massnahmen befürworte ich durchaus. In diesem Fall musste ich jedoch als Schulmedizinerin intervenieren und den gut gemeinten Ratschläg aus dem fernen Osten als heilungsgefährdende Methode deutlich ablehnen.

Ein anderer Patient hatte ein typisches Krampfaderleiden mit geschwollenen Unterschenkeln und Vorfüssen. Bei ihm hatte ich grösste Mühe, die mit Teppich-Klebeband umwickelten und abgeschnürten Beine wieder frei zu bekommen. Er kommentierte die Verwendung des Klebebands überaus freundlich damit, dass er lediglich meine Kompressionsverbände habe verstärken wollen. Er ist von Beruf Möbelpacker und für ihn war dieses Vorgehen naheliegend.

Das Auflegen von Kabisblättern damit die Wunden besser heilen, sei mir doch bestimmt auch ein Begriff, meinte eine weitere Patientin. Das kenne sie von ihrer Mutter: Sie habe jeweils die offenen Beine mit Kabis umwickelt, sei in die Gummistiefel gestiegen und so in den Stall gegangen. Die Natur und Ihre Heilkräfte hat auch für mich einen hohen Stellenwert hat, mir war jedoch nicht wohl dabei, mit dieser naturbasierten Behandlungsform weiter zu therapieren.

Gut in Erinnerung geblieben ist mir auch ein Herr, der mir dazu riet, Karrenschmiere, Schmieröl und Melkfett in mein Repertoire aufzunehmen, er würde das parallel zu meiner Therapie verwenden.

Glücklicherweise kommen solche «Mithilfen» nicht mehr häufig vor. Einzig das Melkfett hält sich hartnäckig bis heute, ist jedoch gefährlich und gänzlich ungeeignet für offene Wunden.

Unterstützung für den Körper durch Wissenschaft und Medizin
Die Wundheilung ist ein ausgesprochen komplexer und vielschichtiger Vorgang. Nach wie vor ist nicht gänzlich geklärt, was sich auf einem Wundbett mit den Botenstoffen aus dem Blut, den Keimen sowie den heilungsverhindernden Stoffen genau abspielt. Auf jeden Fall kommen unmittelbar nach einer Verletzung die körpereigenen Prozesse (unterteilt in Reinigungs-, Reparatur-, Epithelisierungs- und Regenerationsphase) in Gang – mit dem Ziel, das beschädigte Gewebe wiederherzustellen, zu vernarben und die Wunde zu schliessen.

Bei kleinen Wunden ist der Körper durchaus fähig, die Heilung aus eigener Kraft zu stemmen, vielfach ist jedoch «Unterstützung von aussen» nötig, um einer Wundinfektion vorzubeugen oder die Wundheilung voranzutreiben: Mittlerweile sind auf dem Markt unzählige Wundprodukte verfügbar. Als ich 2006 in die Wundbehandlung einstieg, gab es einen «Katalog für die Kitteltasche» der etwa 200 Seiten lang und handlich war. Heute umfasst dieser über 1000 Seiten und kann nicht mehr in der Kitteltasche mitgetragen werden. Insbesondere als Laie wird es immer schwieriger, den Überblick zu behalten. Es braucht umfangreiche berufliche Erfahrung, um wirksame von weniger wirksamen Produkten unterscheiden zu können.

Im LIMMI arbeiten wir mit hervorragenden, langjährig erprobten Produkten: Dazu gehören unter anderem Wundauflagen, zugeschnittene Schaumstoffe für die Fersen oder sakrale Dekubiti (offene Druckstelle im Rücken-/Gesässbereich), lange Vliesstreifen, um Fistelgänge oder Wundkanäle auszutamponieren und abzudrainieren et cetera. Ebensowenig wegzudenken aus der heutigen Wundpflege sind Vakuumverbände für die Behandlung von Operationswunden, die einen gezielten Unterdruck ausüben, um das Wundsekret abzusaugen und so den Heilungsprozess zu fördern.

Wissenschaft und Medizin bewegen sich kontinuierlich vorwärts und so behandeln wir aktuell unter anderem mit Fischhaut, Plazentahaut oder Eigenblut, Phototherapie, Nanotechnologie oder Jet-Debridement. Und nachdem es nach der grossen Welle ruhiger geworden ist um das Thema «Kollagen», setzt zurzeit die Hyaluronsäure zu einem neuen Hype an.

Komplexität der Wunderversorgung
Wie bereits erwähnt, ist die Wundheilung äusserst komplex. Umso wichtiger ist diesbezüglich ein routiniertes Know-how und ein professioneller Umgang. Zu Beginn müssen Wunden immer sauber gereinigt und desinfiziert, im Anschluss beurteilt werden. Der Zustand gibt Auskunft über die passende Wundauflage, das Intervall für den Verbandswechsell oder ob weitere Abklärungen erforderlich sind. Falls sich bei der der betroffenen Stelle ein Belag bildet, muss dieser allenfalls entfernt werden. Hohlräume bei den Wunden müssen unter Umständen gespült, mit einer besonderen Watte (Alginat) gefüllt oder «angefrischt» werden.

Je nach angezeigter Häufigkeit des Verbandswechsels ist bei der Heilung ein Fortschritt oder auch ein Stillstand sichtbar. Einem zögerlichen Verlauf ist auf den Grund zu gehen: Erfordert die Heilung eine bessere Ruhigstellung? Muss die Durchblutungssituation überprüft werden? Sind (bei Diabeteserkrankten) die Zuckerwerte im Rahmen? Haben bestehende Medikamente einen Einfluss? Die Ernährung oder Nikotin? Psychischer Stress oder andere Störfaktoren? Die wiederkehrende Beurteilung und gegebenenfalls Anpassung der Therapie erfordert viel Erfahrung, Expertenwissen und gute Gewebekenntnisse. Wir besprechen alle Schritte gemeinsam mit unseren Patientinnen und Patienten, um laufend und flexibel die bestmöglichen Voraussetzungen für die weitere Heilung zu schaffen.

Die Wundbehandlung ist ein überaus breites und spannendes Themengebiet. Seit 25 Jahren entwickeln wir die Wundberatung im Spital Limmattal weiter und geben unser Bestes für unsere Patientinnen und Patieten sowie ihre kleinen und grossen Wunden. Im LIMMI ist das Angebot der Wundbehandlung seit 25 Jahren fest verankert und zur Erfolgsgeschichte geworden.

Dieser Artikel wurde am 30. September 2025 in der Limmattaler Zeitung publiziert.

Ratgeber Gesundheit: Schmieröl für die Wundbehandlung? – 25 Jahre Wundmanagement im LIMMI - Limmattaler Zeitung, 30.09.2025

Autorin
Michaela Kaiser
Dipl. Wundexpertin SAfW, Dipl. Pflegefachfrau HF

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