Auf Visite| 10.06.2021

Barbara Grossrieder

SEIT DR. HOUSE MEINEN ALLE, DASS DIE ÄRZTE DIE LABORANALYSEN MACHEN

Sie hat das neue Labor im Neubau mitgeplant, ist rundum zufrieden und schätzt am LIMMI, dass es genau so ist, wie es ist.

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Barbara Grossrieder: Leiterin Labordiagnostik
Frau Grossrieder, Sie sehen viele
Dinge, die andere nicht sehen.

Ja, das stimmt. Unter dem Mikroskop eröffnet sich mir eine neue Welt, die ich von blossem Auge nicht sehen kann. Es ist faszinierend.

Dann stimmt das Klischee von der Laborantin, die sich den ganzen Tag tief übers Mikroskop beugt?

Natürlich nicht: Ab und zu holen wir auch Proben aus dem Kühlschrank (lacht). Nein, ernsthaft: es stimmt nur teilweise. Darüber hinaus arbeiten wir mit zahlreichen anderen Analysegeräten. Das setzt nebst medizinischem Fachwissen auch viel technisches Know-how über unsere «Werkzeuge» voraus. Zum Beispiel, wenn wir Ergebnisse unterschiedlicher Analysen miteinander vergleichen, Schlüsse ziehen und Werte hinterfragen müssen.

Sind denn die Ergebnisse zu ungenau? Ist die Wissenschaft nicht genau genug?

Jein. Die Fakten sind natürlich genau und unumstösslich. Oft finden wir Hinweise auf Krankheiten hingegen dort, wo Werte miteinander in Zusammenhang gebracht werden. Damit wir die richtigen Schlüsse ziehen können, ist sowohl technisches als auch medizinisches Wissen nötig.

Wie lange arbeiten Sie schon im LIMMI?

Fünf Jahre. Anfang Januar hatte ich mein Dienstjubiläum.

Und was hat Sie damals zu uns geführt?

Ein Zufall und meine direkte Vorgängerin. Ich habe Sie unerwartet an einer Weiterbildung in Luzern getroffen, und sie meinte, ihre Stelle werde frei, ob ich vielleicht Interesse hätte. Im ersten Moment war ich überrumpelt, dann hat mich der Gedanke nicht mehr losgelassen.

Warum?

Weil das in dem Moment genau die Stelle war, die ich mir wünschte: Verschiedene Fachbereiche unter einem Dach, ein «baldiger» Umzug in ein neues Spitalgebäude und dazu noch eine Führungsposition.

Haben sich Ihre Wünsche auch erfüllt? Inwiefern?

Ja. Das LIMMI ist toll von der Grösse her. Die einzelnen Fachgebiete klinische Chemie, Hämatologie, Immunhämatologie, Mikrobiologie und das Exkrete- Labor sind in einem Labor vereint und nicht auf mehrere Labore mit Spezialgebieten aufgeteilt, wie das in grösseren Häusern oft der Fall ist. Das Labor im Neubau durfte ich von Beginn weg mitplanen und wurde noch vor meinem Stellenantritt zu entsprechenden Meetings eingeladen. Nun ist alles auf dem neuesten Stand und topmodern.

«Ich dachte früher immer, Stuhl oder Urin seien bestimmt das Ekligste.»

Müssen denn die Maschinen nicht ohnehin immer auf dem neuesten Stand sein?

Auch ältere Geräte erfüllen die Anforderungen noch einwandfrei. Heute gibt es einfach mehr Kombigeräte als früher, als ein Apparat oft «nur» eine bestimmte Analyse durchführen konnte. Bei einer meiner letzten Anstellungen war jedoch der Ort das Problem. Das Labor war in einer alten, ehrwürdigen Villa untergebracht, und in den Räumlichkeiten konnte man je länger, je weniger effizient arbeiten. Ausserdem sind die Kombigeräte grösser und benötigen mehr Platz.

Analysieren Sie noch wie früher Proben oder planen Sie als Leiterin Labordiagnostik nur noch?

Ich habe ursprünglich im Triemli eine Lehre zur medizinischen Laborantin – heute biomedizinische Analytikerin oder BMA – absolviert. Noch heute mache ich im Alltag die gleichen Sachen, die ich vor rund 30 Jahren gelernt habe. Das ist ein weiterer Grund, warum ich das LIMMI und seine Grösser so schätze: Trotz der Führungsaufgaben kann ich nach wie vor als Laborantin arbeiten.

Warum haben Sie damals die Lehre als BMA absolviert?

Am Anfang stand ein Nein-Entscheid: Ich wollte nach der obligatorischen Schulzeit einfach nicht mehr länger in die Schule gehen (lacht), sondern etwas «Richtiges machen». Dabei wäre ich eigentlich gerne Lehrerin geworden. Eine Freundin von mir war dann Schnupperlehrling in einem Labor. Sie hat mir erzählt, was sie den ganzen Tag sieht und erlebt. Was ich gehört habe, hat mich gefesselt, und so habe ich kurz darauf mit der Lehre begonnen.

Wo haben Sie danach gearbeitet?

Meine erste Stelle nach der Ausbildung war im Kispi Zürich, in der Hämatologie. Dort habe ich sehr gerne gearbeitet. Die schönen und traurigen Momente mit den kleinen Patientinnen und Patienten zu teilen, hat mich geprägt. Nach drei Jahren bin ich zurück ins Triemli und habe dort elf Jahre gearbeitet, ebenfalls in der Hämatologie. Nach einiger Zeit habe ich die Lehrlingsbetreuung übernommen und bin so wieder näher an meinen Wunschberuf aus der Kindheit gerückt …

… haben Sie es also etwas bereut, dass Sie nicht Lehrerin geworden sind?

Nein, ich mache meine Arbeit ungelogen nach so vielen Jahren im Labor immer noch so gerne wie am ersten Tag. Mittlerweile bin ich ausserdem noch Tutorin und Dozentin im Careum in Zürich, also «Teilzeitlehrerin» …

Es scheint, als seien Sie rundum zufrieden. Dann bleiben Sie dem LIMMI bestimmt weiter erhalten.

Ich denke schon. Hier kommt alles, was ich vorher im Triemli, Kispi, Waidspital oder Blutspendedienst gelernt habe, zusammen – und ich lerne ständig dazu! Unter anderem auch, weil ich hier mit meiner Ausbildung die Möglichkeit habe, ein Labor zu leiten. Ich habe mich im Nachdiplomstudium zur «Expertin in biomedizinischer Analytik und Labormanagement HFP» weitergebildet. In anderen Häusern ist die leitende Position beinahe ausschliesslich von Labormedizinern oder -ärzten besetzt. Wobei: Seit Dr. House meinen ohnehin alle, dass die behandelnden Ärzte die Laboranalysen selber machen (lacht).

Was untersuchen Sie am wenigsten gerne?

Ich dachte früher immer, Stuhl oder Urin seien bestimmt das Ekligste. Ich finde jedoch Sputum – also Spucke – viel schlimmer.

Hatten Sie schon mal Angst vor etwas, das Sie gefunden hatten?

Angst war es nicht, vielmehr Respekt. Einmal hatten wir – nicht hier im LIMMI – eine Probe mit Verdacht auf Ebolaviren. In diesem Moment habe ich mir schon meine Gedanken gemacht, trotz der ganzen Schutzmassnahmen und -vorrichtungen, die wir täglich benutzen. Am Ende konnten wir glücklicherweise Entwarnung geben.

Wie kommen Sie in hektischen Zeiten zur Ruhe?

Jazzercise (Tanzfitness) ist schon sehr lange meine Leidenschaft. Immer wenn ich mich dort auspowern kann, ist danach mein Kopf wieder frei. Ich bin auch Instruktorin und unterrichte zwei- bis dreimal pro Woche. Ansonsten erkunde ich gerne vom schönen Wallisellen aus neue Weinbaugebiete – wobei ich dafür momentan nur in den eigenen Weinkeller und zurück reise.

Letztes Jahr konnten Sie leider keine Neuentdeckungen vor Ort machen.

Das ist richtig. 2020 war schon aussergewöhnlich. Natürlich nicht nur wegen des Reisens, sondern in fast jeder Hinsicht.

Wie würden Sie das Jahr 2020 in aller Kürze zusammenfassen?

Jeden Tag etwas Neues!

Was wünschen Sie dem LIMMI für die Zukunft?

Ich wünsche dem LIMMI, dass es weiterhin so innovativ bleibt in Bezug auf Kooperationen mit Externen und dass wir bald eine gute, stabile, geeignete KIS-Lösung finden.

Und was wünschen Sie sich für Ihre Zukunft?

Beruflich, dass wir den wirklich grossartigen Teamspirit beibehalten. Und persönlich, dass ich gesund bleibe und wieder reisen darf.

Frau Grossrieder, das war ein spannender Einblick in Ihre Karriere und Ihren Arbeitstalltag. Vielen Dank dafür und alles Gute!

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