Delir
Ein Delirium oder Delir ist ein Zustand akuter Verwirrtheit.
Während eines Spitalaufenthalts kann es vorkommen, dass Patientinnen und Patienten in eine akute Verwirrtheit geraten. Die Betroffenen "leben zeitweise in ihrer eigenen Welt" und können das, was Ärzteinnen, Ärzte, Pflegefachpersonen oder Besuchende erzählen, nicht wie üblich einordnen.
Diese akute Verwirrtheit nennt sich Delir. Sie zeigt sich als eine von einem auf den anderen Tag auftretende Veränderung im Verhalten der Patientinnen oder Patienten. Wahrnehmung, Erkennung, Denken, Bewusstsein und Handeln sind über Tage verändert. Häufig berichten Angehörige, dass sie den Menschen so nicht kennen. Das veränderte Verhalten bildet sich in der Regel wieder zurück.
Symptome & Behandlungsangebot
Symptome
Folgende Anzeichen können bei den Betroffenen auftreten:
- Veränderung in der Aufmerksamkeit, leichte Ablenkbarkeit
- Vergesslichkeit oder Zunahme einer bereits vorhandenen Vergesslichkeit. Bereits Gesagtes muss immer wieder wiederholt werden
- Unstrukturierter oder unlogische Gedankengänge, unpassende Antworten auf Fragen
- Desorientiertheit (oder Zunahme einer bereits vorhandenen Desorientiertheit): Nicht wissen, wo und/oder wer man ist, welcher Tag heute ist oder was um einen herum geschieht
- Angst oder sich bedroht fühlen
- Aufgewühlt oder aggressiv sein
- Unruhe oder Regungslosigkeit und Teilnahmslosigkeit
- Wechsel zwischen klarem und einem verwirrtem Zustand
- Wechsel zwischen einem schläfrigem und übererregtem Zustand
- Bekannte Personen mit anderen Namen ansprechen oder nicht mehr erkennen
Ursachen
- Verletzungen oder Erkrankungen wie zum Beispiel Infektionen oder
- Stoffwechselstörungen
- Schmerzen
- Spitalaufenthalt selbst
- Gewisse Medikamente, auch wenn sie bereits jahrelang eingenommen wurden
- Nahrungs- oder Flüssigkeitsmangel
- Stress/Reizüberflutung (beispielsweise unvertraute Spitalumgebung, umfangreiche Untersuchungen/ Therapien, unbekannte Personen, Geräusche)
- Absetzen von Nikotin, Alkohol, Drogen oder regelmässig eingenommenen Schlafmitteln
- Probleme beim Urin lösen und Verstopfung
- Beeinträchtigung der Wahrnehmung (zum Beispiel fehlende Brille, Hörgerät)
Ein Delir kann in jedem Alter auftreten. Kinder und ältere Menschen (vor allem jene mit vielen Begleiterkrankungen oder einer Demenz) sind besonders anfällig dafür. Der Schweregrad der akuten Erkrankung hat ebenso Einfluss auf die Entwicklung eines Delirs. So ist das Delir beispielsweise eine häufige Komplikation bei Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation.
Behandlung
Bei einem Delir versuchen wir, die zugrunde liegende Ursache herauszufinden. Sind zum Beispiel eine Blasenentzündung oder Schmerzen vorhanden, behandeln wir diese gezielt mit Medikamenten. Zusätzlich achten wir darauf, störende Umgebungsfaktoren soweit als möglich zu minimieren. Wir organisieren fehlende Orientierungshilfen, wie Uhr und Kalender oder Brille und Hörgerät.
Es ist uns ein Anliegen, dass die Angehörigen so wenig wie möglich unter den genannten Veränderungen leidet. Der Austausch mit ihnen ist für uns darum in dieser Situation besonders hilfreich. Für uns ist besonders wichtig zu wissen, ob sich das Verhalten in den letzten Tagen bis maximal zwei Wochen verändert hat. Ein allfälliger regelmässiger Konsum von Schlafmitteln, Alkohol oder Drogen sollte dem Fachpersonal ebenfalls mitgeteilt werden. Dies sind wichtige Informationen, welche Anpassungen in der Behandlung ermöglichen.
Freiheitsbeschränkende Massnahmen
In unterschiedlichen Situationen müssen zum Schutz der Patientin oder des Patienten freiheitsbeschränkende Massnahmen eingesetzt werden. Unruhe, Rastlosigkeit oder Aggressivität können dazu führen, dass Patienten oder Patientinnen an Händen, Füssen oder am Rumpf fixiert werden müssen. Dies sind Extremsituationen, welche wir immer und unter allen Umständen möglichst vermeiden. Die Entscheidung zu einer Fixation wird im interprofessionellen Gespräch gefällt und immer laufend evaluiert. Der Grundsatz lautet: So kurz wie möglich und nur so lange wie notwendig!
Gemäss dem Erwachsenenschutzrecht, welches am 1. Januar 2013 in Kraft getreten ist, dürfen solche Massnahmen nur eingesetzt werden, wenn andere Vorkehrungen nicht ausreichen.
Subjektives Erleben durch die Betroffenen
Ein akut verwirrter Mensch spürt meist, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Trotzdem erlebt er seinen Zustand als real. Deshalb verhält er sich unabsichtlich nicht immer wie gewohnt oder der Situation entsprechend. Er braucht sanfte Unterstützung und viel Verständnis, um in die Realität zurückzufinden. Manche Patientinnen oder Patieten erinnern sich später an das erlebte Delir. Hier helfen aufklärende Gespräche gegen mögliche Schuld- und Schamgefühle.
Beitrag von gesundheitheute zum Thema:
Unser Team
Häufige Fragen
- Wie verhalte ich mich beim Besuch eines Delir-Betroffenen?
- Wie kann ich meinen Besuch gestalten?
- Verletzende Aussagen oder Aggressionen nicht persönlich nehmen
- Tätigkeiten übernehmen (in Absprache mit den Pflegenden)
- Gemeinsam ein Bilderbuch oder eine Zeitschrift anschauen
- Zusammen fernsehen (geeignet sind Tierfilme, ungeeignet sind Nachrichten oder Actionfilme)
- Zusammen Musik hören
- Etwas vorlesen
- • Zusammen schweigend dasitzen und die Hand halten
Wie verhalte ich mich beim Besuch eines Delir-Betroffenen?
Besuche von Angehörigen und Freunden sind wichtig. Sie vermitteln Sicherheit in der fremden Umgebung. Menschen im Delir können einen Besuch unter Umständen anders erleben als die Besuchenden selbst.
Aus unserer Erfahrung haben sich folgende Vorgehensweisen bewährt:
Menschen im Delir haben Probleme mit der Aufmerksamkeit
Es strengt sie an, einem Gespräch zu folgen. Manche Patientinnen und Patienten reagieren darauf mit Unruhe oder Gereiztheit. Andere beginnen zu weinen oder äussern den Wunsch, nach Hause gehen zu wollen. Weil das Aufnahmevermögen des Patienten im Delir verringert ist, können viele Besuchende zur gleichen Zeit zu einer Überforderung führen. Deshalb empfehlen wir Ihnen, nicht mehr als eine Begleitperson zum Besuch mitzubringen.
Menschen im Delir haben Schwierigkeiten, sich für etwas zu entscheiden
Bei Mehrfachfragen («Möchtest Du Kaffee, Tee oder Wasser?») sind sie überfordert. Fragen Sie direkt: «Möchtest du einen Kaffee?». Diese einfachen, geschlossenen Fragen kann die Patientin oder der Patient mit Ja oder Nein beantworten.
Menschen im Delir ermüden schneller
Trotzdem kann es für den betroffenen Menschen sehr wohltuend sein, wenn Sie bei ihm sitzen und ihm Gesellschaft leisten.
Wie kann ich meinen Besuch gestalten?
Ihr Angehöriger kann sich besser mitteilen, wenn er die dritten Zähne oder alltägliche Hilfsmittel wie Brille oder Hörgerät trägt.
ausserdem:
Ihre Anwesenheit ist für uns sehr wertvoll. Melden Sie sich bitte vor und nach Ihrem Besuch bei den Pflegenden. So können wichtige Informationen ausgetauscht und Fragen geklärt werden.
Wir wünschen Ihnen in dieser Situation viel Kraft und Ihrer oder Ihrem Angehörigen baldige und gute Besserung.

Kontakt
Sekretariat Institut für Anästhesie & Intensivmedizin
Urdorferstrasse 100
8952 Schlieren
+41 44 733 28 91
+41 44 733 23 54
sekretariat.anaesthesie@spital-limmattal.ch
Medizinische Anfragen
+41 44 733 24 70
Intensivstation
+41 44 736 89 89
ips_pflege@spital-limmattal.ch
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Montag - Donnerstag 08.30 - 12.00 Uhr und 13.00 - 17.00 Uhr
Freitags 08.30 - 12.00 Uhr und 13.00 - 16.00 Uhr
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Spital Limmattal
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CH-8952 Schlieren
Besuchszeiten
Besucher sind täglich von 13.30 bis 20.00 Uhr herzlich willkommen.
Für Eltern von Kindern und Angehörige schwerkranker Patienten gelten Ausnahmeregelungen.
Auf den Privat- und Halbprivatabteilungen können in Absprache mit dem Pflegepersonal individuelle Termine vereinbart werden.
Intensivpatienten können von ihren nächsten Angehörigen und Bezugspersonen, nach Absprache mit dem Pflegepersonal, auf der Intensivstation besucht werden.