Intensivmedizin
Wenn lebenswichtige Organe in ihrer Funktion stark beeinträchtigt sind, sorgt das Team der Intensivmedizin durch geeignete Massnahmen dafür, dass weitere Funktionseinbussen verhindert werden. Fallen lebenswichtige Organfunktionen teilweise oder komplett aus, werden die entsprechenden Funktionen im Körper ersetzt, bis das geschädigte Organ seine normale Aufgabe wieder selbständig wahrnehmen kann.
Auf unserer zertifizierten Intensivstation werden jährlich rund 800 Patientinnen und Patienten behandelt – über 70 Prozent davon notfallmässig. Der Eintritt der restlichen Patientinnen und Patienten erfolgt vorwiegend geplant nach grossen Operationen. Sie verbringen durchschnittlich zwei bis drei Tage auf der Intensivstation, in schweren Fällen kann der Aufenthalt mehrere Wochen oder Monate dauern. Bis zu 40 Prozent der Patientinnen oder Patienten benötigen während ihrem Aufenthalt auf der Intensivstation eine mechanische Beatmung oder Kreislaufunterstützung mittels Medikamenten oder technischen Geräten. Danach benötigte die Betroffenen oft eine lange Erholungszeit.
Nach einer Behandlung durch das Fachpersonal der Intensivstation erhöhen sich die Überlebenschancen immer, dennoch bleibt ein relativ hohes Sterberisiko von 15 Prozent.
Es ist normal, dass sich Patientinnen und Patienten auf einer Intensivstation unwohl fühlen oder verängstigt sind. Unser hochspezialisiertes Team wirkt solchen Gefühlen bestmöglich entgegen, indem es den Betroffenen und Angehörigen die Behandlungsmassnahmen eingehend und den Dialog fördert – weil es wichtig ist, dass alle Beteiligten informiert sind und ihre Meinung äussern können.
Patientinnen und Patienten können sich bereits im Vorfeld eines Eingriffs über die Möglichkeiten der Intensivmedizin informieren und bei Fragen mit unserem Fachpersonal Kontakt aufnehmen.
Kontakt
Gerne beantworten wir Ihre Fragen in einem persönlichen Gespräch.
Schwerpunkte und Spezialisierungen
Überwachung
Neben der persönlichen Beobachtung (Sehen, Hören, Fühlen, Riechen) ist der Überwachungsmonitor das wichtigste Instrument zur Kontrolle von lebenswichtigen Organfunktionen bei den Patientinnen und Patienten. Die wichtigsten angezeigten Kurven auf dem Monitor sind:
HerzkurveDie Herzkurve, in der Fachsprache auch Elektrokardiogramm (EKG) genannt, ist eine der wichtigsten Überwachungsfaktoren. Sie zeigt die elektrische Aktivität des Herzens an und wird über Elektroden auf Brust der Patientin oder des Patienten und ein Kabel mit dem Monitor verbunden. Mit der Herzkurve wird der Herzrhythmus kontinuierlich kontrolliert und auch dann überwacht, wenn das Behandlungsteam nicht in der Nähe ist.
BlutdruckkurveFür die Blutdruckkurve erfolgt die Messung über eine Manschette, die meistens am Oberarm angebracht wird. Auf dem Überwachungsmonitor wird der arterielle Blutdruck anzeigt.
Bei einem operativen Eingriff erfolgt die Blutdruckmessung über eine Kanüle in einer Arterie oder einen Plastikschlauch, der unter lokaler Betäubung in eine Arterie gelegt wird. Meistens wählt man zu diesem Zweck eine Arterie am Handgelenk.
In bestimmten Fällen muss dieser Katheter in eine alternative Arterie – zum Beispiel eine Leistenarterie – gelegt werden. Dies kommt vor allem bei Patientinnen und Patienten zur Anwendung, die einen kritischen Kreislauf haben oder deren Blutdruck aus anderen Gründen sehr engmaschig kontrolliert werden muss.
SauerstoffkurveDiese Messkurve dient zur Überwachung des Sauerstoffgehaltes im arteriellen Blut und misst gleichzeitig den Puls. Der Patientin oder dem Patienten wird eine kleine, rot leuchtende Messsonde (Pulsoxymetrie) an einen Finger sowie an das Ohrläppchen oder an die Nase geklemm
Therapie allgemein
Auf unserer Intensivstation werden Erkrankte behandelt, bei denen durch eine Krankheit oder einen Unfall lebenswichtige Organfunktionen komplett oder teilweise ausgefallen sind. Mit lebensrettenden Massnahmen wird versucht, diese ausgefallenen Organfunktionen möglichst rasch wiederherzustellen. Oftmals ist es notwendig, den Patientinnen und Patienten Katheter, Schläuche oder Sonden einzulegen, um Diagnose, Überwachung und Therapie möglich zu machen.
Unser Team wird Ihnen die Vorgehensweise sowie Name und Funktion der Schläuche und Sonden erklären und weshalb sie verwendet werden. Grundsätzlich wird jede Sonde nur dann eingelegt, wenn sie für die individuelle Therapie wirklich notwendig ist. Die meisten dieser Sonden setzen wir vorübergehend ein und entfernen sie wieder, sobald sie nicht mehr benötigt werden. Einige dieser Sonden und Schläuche werden schmerzfrei eingeführt, andere entweder unter lokaler Betäubung oder während der Operation in Narkose.
Therapiemöglichkeiten bei Herz-Kreislauf-Versagen
Herz- und Kreislaufbeeinflussende MedikamenteJe nach Medikamententyp wird die Herz– und Kreislauffunktion entweder stimuliert oder gedämpft. Diese Medikamente sind hoch wirksam und werden über fein regulierbare Spritzenpumpen (Perfusoren) kontinuierlich verabreicht.
HerzschrittmacherBei gewissen Herzkrankheiten kann die elektrische Erregungsbildung und -leitung im Herzen so stark gestört sein, dass es zu einem Kreislaufzusammenbruch kommt. In einer solchen Notfallsituation muss eine Stimulationselektrode über einen zentralen Venengefässzugang in das Herz vorgeschoben werden, um so elektrische Impulse an das Herz abgeben zu können. Erholt sich die Erregungsbildung bzw. Erregungsleitung des Herzens nicht mehr, muss ein Schrittmacher eingepflanzt werden. In diesen Fällen verbleibt die Stimulationselektrode im Herzen, der Impulsgeber (Generator) wird unter die Haut implantiert.
Cardio Pulmonale Reanimation (CPR)Die Herz-Lungen-Wiederbelebung (Cardio - Pulmonale Reanimation = CPR) wird angewendet, wenn die Patientin oder der Patient einen Herzkreislaufstillstand erleidet. Einerseits wird bei der Herz–Lungen–Wiederbelebung der Brustkorb der Patientin oder des Patienten rhythmisch komprimiert, um damit einen gewissen Blutkreislauf aufrechtzuerhalten. Zudem ist die Durchführung einer künstlichen Beatmung notwendig, um die Organe mit Sauerstoff zu versorgen. Andererseits müssen unter Umständen elektrische Stromstösse sowie diverse Medikamente verabreicht werden, um das Herz zu reaktivieren oder zu stimulieren.
Künstliche Beatmung
Die künstliche Beatmung wird dann eingesetzt, wenn die Funktion der Lungen unterstützt werden muss. Das Beatmungsgerät kann dabei deren Funktion total oder nur teilweise übernehmen. Das Beatmungsgerät wird an einen Beatmungsschlauch angeschlossen, welcher zuvor entweder über den Mund oder seltener über die Nase in die Luftröhre eingelegt wurde. Dauert die künstliche Beatmung voraussichtlich länger, wird die Beatmung über eine Kanüle direkt am Hals (Luftröhrenschnitt = Tracheostomie) durchgeführt.
Die künstliche Beatmung ist eine einschneidende Therapieform auf der Intensivstation, mit weitreichenden Folgen für die Patientinnenn und Patienten, die Angehörigen und das Behandlungsteam. Die betroffenen Personen benötigen sedierende (beruhigende oder schlaffördernde) und stark schmerzlindernde Medikamente. Wegen des Beatmungsschlauchs und der notwendigen Medikamente, können die Patienten nicht sprechen und sind durch das eingeschränkte Bewusstsein in der Kommunikation mit der Umwelt stark eingeschränkt. Dies ist eine auch für die Angehörige belastende Situation. Daher beschränken wir die Dauer der künstlichen Beatmung auf das notwendige Minimum. Mit zunehmender Beatmungsdauer baut sich zudem Muskelmasse ab und verlängert sich die notwendige Erholungs- und Rehabilitationsphase.
Rehabilitation
Nach einem Aufenthalt auf der Intensivstation ist die Rehabilitation, abhängig vom Ausmass der Erkrankung, sehr unterschiedlich und beginnt meistens schon auf der Intensivstation. Gemeinsam mit unserem interprofessionellen Behandlungsteam wird das Prozedere und die bestmögliche Rehabilitation besprochen.
Palliative Massnahmen
In Situationen, in denen der zugrundeliegende krankmachende Prozess grundsätzlich heilbar oder verbesserbar ist, sind lebenserhaltende Massnahmen sinnvoll. In Krankheitssituationen, in denen keine Aussicht auf eine definitive Heilung oder Besserung besteht, können lebenserhaltende Massnahmen für die Betroffenen oder Angehörigen eine Verlängerung des Leidens– oder Sterbeprozesses bedeuten.
Wenn eine Therapiemassnahme nach aktuellstem medizinischem Kenntnisstand keinen günstigen Einfluss auf den Heilungsprozess hat, für die Patientinnen und Patienten keine Verbesserung seiner Lebensqualität darstellt und lediglich eine Verlängerung des Leidens beziehungsweise des Sterbeprozesses bedeutet, so ist deren Einsatz nicht mehr gerechtfertigt. Sofern die Patientin oder der Patient in einer solchen Situation ansprechbar und urteilsfähig ist, wird die weitere Behandlung gemeinsam besprochen und das weitere Prozedere festgelegt. Sofern dies nicht der Fall ist, wird nach dem mutmasslichen Willen respektive nach der Patientenverfügung und im Gespräch mit den Angehörigen das weitere Prozedere besprochen.
Unser primäres Ziel in der palliativen Therapie ist es, den Betroffenen das maximale physische und psychische Wohlbefinden zu ermöglichen. Auf der Intensivstation gehören palliative Massnahmen ebenso zum umfassenden Therapiekonzept wie andere intensivmedizinische Massnahmen.
Unser Team
Häufige Fragen
- Was bedeutet "kritisch krank"?
- Was bedeutet die äusserliche Veränderung?
- Warum kann der Intensivpatient häufig nicht richtig sprechen?
- Wie soll ich mich verhalten?
- Kann ich meine Angehörigen auf der Intensivstation besuchen?
- Was ist mit meiner Patientenverfügung?
- Reanimation (Wiederbelebung) ja oder nein?
- Was ist ein Delir?
- Wie geht es nach der Intensivtherapie weiter?
Was bedeutet "kritisch krank"?
Ein Mensch ist kritisch krank, wenn sein Leben bedroht ist. Das kann daran liegen, dass ein oder gleichzeitig mehrere lebensnotwendige Organe, wie etwa das Gehirn, das Herz oder die Lunge versagen. Doch auch eine schwere akute Erkrankung, wie eine Sepsis (Blutvergiftung–Infektion), kann zur Folge haben, dass Organe innert kurzer Zeit nicht mehr richtig funktionieren oder unter Umständen sogar ausfallen. Ebenso können eine akute Verschlechterung einer chronischen Erkrankung, ein Unfall oder ein medizinischer Eingriff dazu führen, dass Organe nicht mehr so arbeiten, wie sie eigentlich sollen. Je grösser die Gefährdung, desto dringender die Behandlung in einem hochspezialisierten medizinischen Umfeld, wie der Intensivstation mit ihrer modernen und effektiven Infrastruktur. Nur dort können kritisch kranke Menschen rund um die Uhr überwacht und kann sofort auf deren gesundheitliche und psychische Bedürfnisse reagiert werden.
Trotz der oftmals aufwändigen Medizin, die auf der Intensivstation wegen der Schwere der Krankheitsbilder betrieben werden muss, ist die Intensivmedizin keineswegs nur „Apparatemedizin“. Im Gegenteil: Auf der Intensivstation werden die Patientinnen und Patienten von einem äusserst engagierten und motivierten Team von Pflegefachpersonen, Ärztinnen und Ärzten rund um die Uhr betreut.
Was bedeutet die äusserliche Veränderung?
Manchmal kann sich aufgrund des Krankheitsbilds, der ruhenden Position und der Verweildauer das Aussehen der Patientinnen Patienten während ihrem Aufenthalt verändern. Dies kann für Angehörige/Besuchende durchaus irritierend sein. Deshalb ist es uns wichtig, sie bei Ihrem ersten Besuch zu begleiten und zu unterstützen.
Überschüssiges Gewebewasser und Hautverletzungen
Viele Intensivpatienten sind manchmal so aufgedunsen, dass sie richtiggehend entstellt wirken. Die aufgedunsene Haut ist ein Aufgrund von überschüssigem Gewebewasser, welches sich in allen Teilen des Körpers ansammelt, sind Intensivpatientinnen und Patienten häufig aufgedunsen – in gewissen Fällen so stark, dass dies für Laien überaus besorgniserregend aussehen kann. Diese Gewebeflüssigkeit ist die Folge des krankmachenden Prozesses (zum Beispiel Herzschwäche, Nierenversagen, etc.) sowie der Therapie mit grösseren Flüssigkeitsmengen, die die betroffene Person in diesen Situationen benötigt. Manchmal kann es zu Blasenbildungen kommen. Unter diesen Umständen ist die Haut extrem verletzlich. Obwohl pflegerisch alles unternommen wird, um die strapazierte Haut zu schonen, kann es dennoch zu kleinen Verletzungen der Haut (beispielsweise Risse oder Ablösen der obersten Hautschicht nach Verbandswechsel) kommen.
Sobald das zugrundeliegende Leiden wieder unter Kontrolle gebracht ist, wird die überschüssige Gewebeflüssigkeit vom Körper selbst wieder abgebaut.
Blutergüsse
Oft sind auf der Haut von Intensivpatienten Blutergüsse sichtbar. Diese sind in der Regel harmlos. Meistens stammen sie von einer Operation, von einem Unfall oder aber von den verschiedenen Blutentnahmen, die gemacht werden müssen. Zudem können bestimmte Medikamente, wie zum Beispiel Blutverdünner, Blutergüsse provozieren. Gelegentlich sind Blutergüsse aber auch Ausdruck einer gefährlicheren zugrunde liegenden Störung im Gerinnungssystem.
Warum kann der Intensivpatient häufig nicht richtig sprechen?
Der Beatmungsschlauch hindert die Patientin oder den Patienten am Sprechen. Der Schlauch wird durch den Mund (seltener die Nase) oder direkt durch einen Luftröhrenschnitt in die Luftröhre eingelegt, um so die Atmung sicherzustellen. Sofern für eine längere Zeit eine Atemkanüle via Luftröhrenschnitt benötigt, kann unter Umständen eine sogenannte Sprechkanüle eingelegt werden, die das Sprechen mindestens teilweise ermöglicht.
Ausserdem können Medikamente das Sprechen erschweren. Je mehr Medikamente zum Beispiel zur Beruhigung oder zur Schmerzlinderung eingesetzt werden, umso schwieriger kann es für die Patientin oder den Patienten sein, sich klar und verständlich auszudrücken und zu sprechen.
Auch eine Krankheit im Bereich des Gehirns (Hirnblutung, Hirninfarkt, Hirnverletzung oder Operationen am Gehirn) kann dazu führen, dass die Patientin oder der Patient nicht oder nur ungenügend wach ist, um zu sprechen oder zu kommunizieren. In solchen Situationen ist es für die behandelnde Ärzteschaft überaus schwierig, zu definieren, wie lange es dauert, bis die betroffene Person wieder wach wird oder sprechen kann.
Wie soll ich mich verhalten?
Wie Sie sehen, gibt es verschiedene Gründe, weshalb eine Patientin oder ein Patient nicht oder kaum kommunizieren kann. Trotzdem ist es wichtig, dass Sie sich im Austausch so wie immer verhalten und ganz normal sprechen, selbst wenn kaum eine Reaktion sichtbar ist. Unserer Meinung nach wirkt sich das Hören einer bekannten Stimme positiv auf den Zustand der Patientin oder des Patienten aus. Es hat sich bewährt, dass man in ruhigem Ton normale Informationen des Alltags vermittelt oder Bekanntes erzählt, um die Gehirnfunktion aktiv zu halten.
Kann ich meine Angehörigen auf der Intensivstation besuchen?
Krankenbesuche sind sowohl für die Patientinnen und Patienten als auch für die Angehörigen etwas sehr Wertvolles und Wichtiges. Wenn Sie als Besucher in die Intensivstation kommen, sind Sie unter Umständen mit einem ungewohnten Erscheinungsbild oder mit einem ungewohnten Verhalten seitens der betroffenen Person konfrontiert. Lassen Sie sich Zeit und beraten Sie sich mit dem Behandlungsteam, wie Sie damit umgehen und wie Sie sich verhalten können. Fragen Sie auch, welche Hilfe und Unterstützung Sie in Anspruch nehmen können.
Besuchszeiten
Auf der Intensivstation werden die Besuchszeiten anders gehandhabt. Das Behandlungsteam ist gerne bereit, Sie darüber zu informieren. Oftmals kommt es zu Verzögerungen oder langen Wartezeiten auf den Intensivstationen. Manchmal ist die Situation bei einer anderen Patientin oder einem anderen Patienten dafür verantwortlich. Deshalb empfehlen wir Ihnen, sich nach einer Wartezeit nochmals auf der Abteilung zu melden. Erwähnen Sie bei den Kolleginnen und Kollegen, falls Sie das erste Mal zu Besuch kommen. Wir begleiten Sie gerne zu Ihren Angehörigen.
Kinder zu Besuch auf der Intensivstation
Durch die Erkrankung eines Familienmitglieds gerät das gesamte Familiensystem inklusive betroffener Kinder durcheinander. Um diese Krise zu bewältigen, brauchen die Kinder den Kontakt zur erkrankten Person. Kinder haben entwicklungsbedingt unterschiedliche Krankheitstheorien. Sie können jedoch die Krise besser verstehen, wenn sie das erkrankte Familienmitglied besuchen und sehen können. Ein Besuch bietet für sie die Möglichkeit, Ängste, Schuldgefühle, Hilflosigkeit, Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit abzubauen. Der Besuch hat nur dann negative Folgen, wenn er nicht durch enge Familienangehörige vorbereitet und begleitet wird. Die Kinder sollten während des Besuchs zudem die Möglichkeit haben, dass ihre Fragen von Pflegefachpersonen beantwortet werden.
Was ist mit meiner Patientenverfügung?
Das Recht auf Selbstbestimmung gilt auch für die Intensivmedizin. Die Autonomie der Patientinnen und Patienten leitet als höchster ethischer Grundsatz die Entscheidungen des Behandlungsteams. Dies bedeutet konkret, dass jede aufgeklärte und urteilsfähige Patientin oder Patient eine Behandlung oder eine Massnahme ablehnen kann und dass diesem frei geäusserten Willen grundsätzlich immer entsprochen werden muss. Auch jede von Patientin oder Patient schriftlich verfasste Verfügung, welche beschreibt, wie in bestimmten Situationen genau vorzugehen ist, muss vom behandelnden Team vollumfänglich respektiert werden.
Falls eine Patientin oder ein Patient nicht urteilsfähig ist oder keine Patientenverfügung vorliegt, muss nach dem sogenannten "mutmasslichen Willen" gehandelt werden. Dieser mutmassliche Wille muss von den verantwortlichen Ärztinnen und Ärzten anhand diverser Gespräche mit den engsten Angehörigen und dem Hausarzt festgestellt werden. Gelegentlich ist dieser „mutmassliche Wille“ trotz Berücksichtigung aller verfügbaren Informationen nicht einfach zu definieren. In solchen Fällen wird der Beginn beziehungsweise Abbruch einer Behandlung anhand medizinischer Kriterien und Fakten (zum Beispiel grundsätzliche Prognose, Heilungschancen, zu erwartende Lebensqualität) sowie unter Einbezug der engsten Angehörigen der Patientin oder des Patienten entschieden.
Reanimation (Wiederbelebung) ja oder nein?
Eine Reanimation ist eine medizinische Massnahme, die von jeder Patieton oder jedem Patienten akzeptiert oder abgelehnt werden kann. Im Falle einer Ablehnung muss die urteilsfähige Person dies den betreuenden Ärzten klar kommunizieren, sofern sein Grundleiden eine Wiederbelebung ohnehin nicht ausschliesst. Es sei an dieser Stelle ausdrücklich betont, dass die Ablehnung einer Reanimation lediglich bedeutet, dass man im Falle eines Herzkreislaufstillstandes keine Wiederbelebung durchführt. Es heisst jedoch nicht, dass keine anderen Behandlungen durchgeführt werden sollen.
Was ist ein Delir?
Während eines Spitalaufenthalts kann es vorkommen, dass Patientinnen und Patienten in eine akute Verwirrtheit geraten. Die Betroffenen "leben zeitweise in ihrer eigenen Welt" und können das, was Ärztinnen, Ärzte, Pflegefachpersonen oder Besuchenden erzählen, nicht wie üblich einordnen.
Diese akute Verwirrtheit nennt sich Delir . Sie zeigt sich als eine von einem auf den anderen Tag auftretende Veränderung im Verhalten der Patientinnen oder Patienten. Wahrnehmung, Erkennung, Denken, Bewusstsein und Handeln sind über Tage verändert. Häufig berichten Angehörige, dass sie den Menschen so nicht kennen. Das veränderte Verhalten bildet sich in der Regel wieder zurück.
Wie geht es nach der Intensivtherapie weiter?
Antwort

Kontakt
Sekretariat Institut für Anästhesie & Intensivmedizin
Urdorferstrasse 100
8952 Schlieren
+41 44 733 28 91
+41 44 733 23 54
sekretariat.anaesthesie@spital-limmattal.ch
Medizinische Anfragen
+41 44 733 24 70
Intensivstation
+41 44 736 89 89
ips_pflege@spital-limmattal.ch
Telefonische Erreichbarkeit
Montag - Donnerstag 08.30 - 12.00 Uhr und 13.00 - 17.00 Uhr
Freitags 08.30 - 12.00 Uhr und 13.00 - 16.00 Uhr
Unser Behandlungsangebot
Überwachung
Neben der Beobachtung (Sehn, Hören, Fühlen, Riechen) ist der Monitor das wichtigste Instrument zur Überwachung der lebenswichtigen Organfunktionen des Patienten. Im folgenden werden die wichtigsten Kurven, die wir dazu verwenden und die angezeigt werden kurz für Sie erklärt.
Herzkurve
Die Herzkurve auf dem Monitor nennen wir in der Fachsprache 'Elektrokardiogramm oder auch abgekürzt EKG. Über Elektroden, die direkt auf die Brust des Patienten geklebt werden, und einem Kabel sind die Patienten mit dem Monitro verbunden. Das EKG zeigt die elektrische Aktivität des Herzens an. Damit kann der Herzrhythmus kontinuierlich kontrolliert werden. Der Patient ist auch dann überwacht, wenn sich niemand des Behandlungsteams in der Nähe befindet.
Blutdruckkurve
Die Blutdruckmessung erfolgt über eine Manschette, die meistens am Oberarm, seltener am Unterschenkel angebracht wird. Sie wird entweder vollautomatisch oder manuell aufgeblasen. Das angezeigte Resultat auf dem Überwachungsmonitor zeigt den arteriellen Blutdruck an.
Wird der Blutdruck direkt über eine Kanüle in einer Arterie gemessen, so entsteht eine Messkurve auf dem Monitor.Unter lokaler Betäubung wird ein sehr dünner Plastikschlauch direkt in eine Pulsader (Arterie) eingelegt. In den meisten Fällen wird für diesen Zweck eine Arterie am Handgelenk gewählt. In bestimmten Situationen muss dieser Katheter in eine alternative Arterie (z.B. in die Leistenarterie) eingelegt werden. Auf diese Weise kann der arterielle Blutdruck viel genauer gemessen werden als mit der üblichen Methode mittels Manschette, wie Sie es vielleicht vom Hausarzt kennen. Diese Technik kommt vor allem bei Patienten mit einem kritischen Kreislauf, oder deren Blutdruck aus anderen Gründen sehr engmaschig kontrolliert werden muss, zur Anwendung.
Sauerstoffkurve
Die Überwachung des Sauerstoffgehaltes im arteriellen Blut geschieht über eine kleine, rot leuchtende Messsonde (Pulsoxymetrie), die an den Fingern, an das Ohrläppchen oder an die Nase geklemmt wird. Das Pulsoxymeter misst gleichzeitig auch den Puls.
Therapie allgemein
Auf der Intensivstation werden Patienten behandelt, bei denen durch eine Krankheit oder einen Unfall lebenswichtige Organfunktionen komplett oder teilweise ausgefallen sind. Mit lebensrettenden Massnahmen wird versucht, diese ausgefallenen Organfunktionen möglichst rasch wiederherzustellen. In der Regel ist es dabei notwendig, Katheter, Schläuche und Sonden einzulegen, um Diagnose, Überwachung und Therapie erst möglich zu machen. Wir möchten Ihnen helfen, zu verstehen, wie die Schläuche und Sonden heissen, und weshalb sie verwendet werden müssen. Scheuen Sie sich nicht, das Behandlungsteam direkt zu fragen.
Jede einzelne dieser Sonden wird grundsätzlich nur dann eingelegt, wenn sie für den Patienten, bzw. für dessen Therapie auch wirklich notwendig ist. So werden denn auch die meisten dieser Sonden nur vorübergehend eingesetzt und wieder entfernt, sobald der Patient diese nicht mehr benötigt. Einige dieser Sonden und Schläuche können völlig schmerzlos eingeführt werden. Andere werden entweder unter lokaler Betäubung, oder aber beispielsweise während der Operation in Narkose eingelegt.
Wache und kooperative Patienten verstehen in aller Regel die Notwendigkeit dieser Massnahmen gut und tolerieren die verschiedenen Schläuche und Sonden problemlos. Wenn ein Patient hingegen nicht genügend wach oder unkooperativ ist, so kann es für den Patienten schwierig sein, die Wichtigkeit und Notwendigkeit all dieser Massnahmen einzusehen. Deshalb ist es wichtig, ihnen die Notwendigkeit gut zu erklären und sie zu unterstützen.
Therapiemöglichkeiten bei Herz-Kreislauf-Versagen
Herz- und Kreislaufbeeinflussende Medikamente
Je nach Medikamententyp wird die Herz– und Kreislauffunktion entweder stimuliert oder aber gedämpft. Da diese Medikamente hoch wirksam sind und nur über fein regulierbaren Spritzenpumpen (Perfusoren) kontinuierlich verabreicht werden dürfen, können sie nur auf der Intensivstation angewendet werden.
Der Herzschrittmacher
Bei gewissen Herzkrankheiten kann die elektrische Erregungsbildung und – leitung im Herzen so stark gestört sein, dass es zu einem Kreislaufzusammenbruch kommt. In einer solchen Notfallsituation muss eine Stimulationselektrode über einen zentralen Venengefässzugang in das Herz vorgeschoben werden, um so elektrische Impulse von einem ausserhalb des Körpers liegenden Impulsgeber an das Herz abgeben zu können. Erholt sich die Erregungsbildung bzw. Erregungsleitung des Herzens nicht mehr, muss ein definitiver Schrittmacher eingepflanzt werden. In diesen Fällen verbleibt die Stimulationselektrode im Herzen, aber der Impulsgeber (Generator) wird definitiv unter die Haut eingepflanzt.
Cardio Pulmonale Reanimation (CPR)
Die Herz-Lungen-Wiederbelebung (Cardio - Pulmonale Reanimation = CPR) wird angewendet, wenn der Patient einen Herzkreislaufstillstand erleidet. Die Sterblichkeitsrate des Herzkreislaufstillstandes ist trotz des Einsatzes maximaler Therapie extrem hoch. Die Prognose hängt grundsätzlich ab vom zugrundeliegenden Leiden und von der Dauer des Herzstillstandes. Aus diesem Grunde gibt es Situationen, in denen Reanimationsversuche erst gar nicht begonnen werden, oder in denen nach einer längeren Zeit einer erfolglosen Reanimation abgebrochen werden muss. Auf der einen Seite wird bei der Herz–Lungen–Wiederbelebung der Brustkorb des Patienten rhythmisch komprimiert, um damit einen gewissen Blutkreislauf aufrechtzuerhalten. Zudem ist die Durchführung einer künstlichen Beatmung notwendig, um die Organe mit Sauerstoff zu versorgen. Auf der anderen Seite müssen unter Umständen elektrische Stromstösse, sowie diverse Medikamente verabreicht werden, um das Herz zu reaktivieren bzw. zu stimulieren.
Künstliche Beatmung
Die künstliche Beatmung wird dann eingesetzt, wenn die Funktion der Lungen unterstützt werden muss. Das Beatmungsgerät kann dabei deren Funktion total oder nur teilweise übernehmen. Das Beatmungsgerät wird an einen Beatmungsschlauch angeschlossen, welcher zuvor entweder über den Mund, oder seltener über die Nase in die Luftröhre eingelegt worden ist. Dauert die künstliche Beatmung voraussichtlich länger, wird die Beatmung über eine Kanüle direkt am Hals (Luftröhrenschnitt = Tracheostomie) durchgeführt.
Die künstliche Beatmung ist eine schwerwiegende, einschneidende Therapieform auf der Intensivstation mit weitreichenden Folgen für den Patienten, die Angehörigen und für das Behandlungsteam der Intensivstation. In der Regel benötigt der Patient sedierende (beruhigende oder schlaffördernde) und starke schmerzlinderende Medikamente um diese Therapieform zu tolerieren. Durch den Beatmungsschlauch und die notwendigen Medikamente bedingt, kann der Patient nicht selber sprechen und ist durch das eingeschränkte Bewusstsein in der Kommunikation mit der Umwelt stark eingeschränkt. Für viele Patienten, aber auch Ihre Angehörigen ist dies sehr belastend. Daher versuchen wir die Dauer der künstlichen Beatmung auf das notwendige Minimum zu beschränken, da mit zunehmender Beatmungsdauer die Patienten Muskelmasse abbauen und sich somit die notwendige Erholungs- und Rehabilitationsphase verlängert. Bei Patienten bei denen dies nicht möglich ist führen wir in der Regel nach 7 bis 10 Tagen einen Luftröhrenschnitt durch. Dieser erlaubt uns den Patienten wach werden zu lassen und schrittweise von der Beatmung zu entwöhnen. Mit Hilfe einer speziellen Kanüle (Sprechventil) können diese Patienten auch an der Trachealkanüle sprechen.
Rehabilitation
Nach einem längeren Aufenthalt auf der Intensivstation kann die Rehabilitationsphase, abhängig vom Ausmass der Erkrankung, sehr unterschiedlich sein. Die Zeit danach bedeutet für Patienten und Patientinnen sowie deren Angehörigen eine intensive Zeit.
Die intensive Rehabilitationstherapie beginnt meist schon auf der Intensivstation. Nach einer schweren Erkrankung und dem langen Aufenthalt auf der Intensivstation, braucht es eine intensive Rehabilitationsphase. Gemeinsam mit dem interprofessionellen Behandlungsteam wird das Prozedere und die bestmögliche Rehabilitation besprochen.
Palliative Massnahmen
In Situationen, in denen der zugrundeliegende krankmachende Prozess grundsätzlich heilbar oder verbesserbar ist, sind lebenserhaltende Massnahmen sinnvoll. In Krankheitssituationen, in denen keine Aussicht auf eine definitive Heilung oder Besserung besteht, können lebenserhaltende Massnahmen für die Betroffenen oder Angehörigen eine Verlängerung des Leidens– oder Sterbeprozesses bedeuten.
Wenn eine Therapiemassnahme nach aktuellstem medizinischem Kenntnisstand keinen günstigen Einfluss auf den Heilungsprozess hat, für den Patienten keine Verbesserung seiner Lebensqualität darstellt und lediglich eine Verlängerung des Leidens bzw. des Sterbeprozesses bedeutet, so ist deren Einsatz nicht mehr gerechtfertigt. Ist der Patient in einer solchen Situation ansprechbar und urteilsfähig, so wird die weitere Behandlung zusammen mit dem Patienten besprochen und das weitere Prozedere festgelegt. Sollte der Patient nicht mehr ansprechbar und nicht mehr urteilsfähig sein, wird nach seinem mutmasslichen Willen respektive nach der Patientenverfügung im Gespräch mit den Angehörigen das weitere Prozedere besprochen.
Einziges Ziel der palliativen Therapie muss sein, dem Patienten in dieser Situation das maximale physische und psychische Wohlbefinden zu ermöglichen. Auf der Intensivstation gehören palliative Massnahmen ebenso zum umfassenden Therapiekonzept, wie andere intensivmedizinische Massnehmen auch.
Kontakt
Spital Limmattal
Urdorferstrasse 100
CH-8952 Schlieren
Besuchszeiten
Besucher sind täglich von 13.30 bis 20.00 Uhr herzlich willkommen.
Für Eltern von Kindern und Angehörige schwerkranker Patienten gelten Ausnahmeregelungen.
Auf den Privat- und Halbprivatabteilungen können in Absprache mit dem Pflegepersonal individuelle Termine vereinbart werden.
Intensivpatienten können von ihren nächsten Angehörigen und Bezugspersonen, nach Absprache mit dem Pflegepersonal, auf der Intensivstation besucht werden.